Workshop: Ist „Made in China 2025“ innovativ?

Workshop „China 2025“ des Vereins zur Förderung des Ostasieninstituts,
30. Juni und 01. Juli 2017

Nach einem entspannten Ankommen des aktuellen achten Semesters des China Schwerpunkts an der Pfalzakademie in Lambrecht wurden wir mit netten Einleitungsworten seitens der Vorstandsvorsitzenden des Fördervereins, Frau Prof. Dr. Barbara Darimont, sowie des Mitgründers des Ostasieninstituts, Prof. Dr. Siegfried Englert, empfangen.

Das erste Thema des Tages war die Einführung in die Politik „Made in China 2025“ durch die Referentin Dr. Margot Schüller, welche am GIGA Institut für Asien-Studien in Hamburg tätig ist. Um alle Teilnehmenden auf den gleichen Wissensstand zu bringen, hat Frau Schüller die Hintergründe zu „Made in China 2025“ erläutert. So ist dieses Vorhaben nur ein Teil im langfristigen Plan Chinas zur Neuausrichtung des chinesischen Wirtschaftsmodells, welches binnenmarkorientierter, nachhaltiger, sozial ausgeglichener, und innovativer werden soll. Besonders das Thema Innovation spielt bei „China 2025“ eine große Rolle und die Frage „Wie innovativ ist China überhaupt?“ ist eine Schlüsselfrage in dem Bereich, auf den Frau Schüller in ihrem Vortrag eingegangen ist. In der anschließenden Diskussionsrunde mit Frau Schüller und den Teilnehmenden wurde besonders das Thema Blockchain sowie die Zurückhaltung Deutschlands bei internetbasierten Vorhaben aufgegriffen.

Der zweite Vortrag des Tages vertiefte das Thema Innovation. Dr. Rainer Frietsch vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat mit seinem Vortrag zum Thema „Kann Innovation in anderen Industrienationen aufgekauft werden?“ interessante Aspekte aus dem ersten Beitrag aufgegriffen und diese weiter ausgeführt. Begonnen hat Herr Frietsch seinen Vortrag mit der Erläuterung, dass Innovation eigentlich das Ergebnis eines Innovationsprozesses ist und, dass der Fokus bei Innovationen meist auf technischen Prozessinnovationen liegt. Vertieft hat er seinen Beitrag mit vielen Einsichten über die chinesische Handhabung von Patenten im internationalen Vergleich. Dementsprechend hat sich die Fragerunde auch auf dieses Thema bezogen und es wurde diskutiert, ob China überhaupt innovativ ist. Durch ein Impulsreferat über Leapfrogging ging der Vortrag noch tiefer in die Materie, mit dem Ergebnis, dass es zwar möglich ist, Technologien abzukaufen, die zur Innovation führen können, aber Innovationen selbst nicht käuflich sind.

Die regen Diskussionen des ersten Tages zeigten viel Hintergrundwissen der Teilnehmenden und bereiteten viel Spaß am wissenschaftlichen Diskurs.

Der zweite Tag begann mit dem Thema „Welche Unternehmen sind in der Volksrepublik China innovativ und werden gefördert?“. Die Referentin zu dem Thema war Jaqueline Ives, welche als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Mercator Institute for Chinese Studies (MERICS) in Berlin tätig ist. Der Beitrag von Frau Ives griff auf, inwiefern die chinesische Regierung Innovationen fördert oder verhindert. Auch wenn die chinesische Regierung langfristige strategische Unterstützung für Schlüsseltechnologien vorsieht, den Bau von nationalen High-Tech Parks fördert, nationale Prestigeprojekte durchführt und direkte Subventionen bereitstellt, ist der Erfolg sehr unterschiedlich. Das Problem ist weiterhin, dass man Innovationen nicht erzwingen kann und ein Fehlschlag bei einem Start-Up in China immer noch einem Gesichtsverlust gleichkommt, was viele Leute abschreckt.

Abgerundet wurde der zweite Tag des Workshops mit dem Vortrag „Made in China 2025 – Chancen und Risiken für die deutschen Wirtschaftsinteressen“ von Herrn Stefan Schwaab, Geschäftsführer Sino-Technologies und Partner von „Bridge Concept Consulting“. Mit dem Vortrag von Herrn Schwaab wurde die deutsche Seite von „Made in China 2025“ beleuchtet. Es wurde besprochen, welche Chancen und Risiken das Vorhaben Chinas für deutsche Unternehmen hat. Allgemein ließ sich eine positive Tendenz feststellen, da sich für viele Branchen einzigartige Möglichkeiten ergeben, und eine gewisse Sicherheit durch die Unterstützung der Bundesregierung in Form der „Innovationspartnerschaft“ besteht. Jedoch gibt es immer noch Skepsis aufgrund des häufig als Ausverkauf empfundenen Transfers deutscher Technologien, welchem aber große Chancen gegenüberstehen. Die Hoffnung deutscher Unternehmen beläuft sich immer noch darauf, dass China auch in Zukunft nur bedingt in der Lage sein wird ihren Vorsprung einzuholen.

Der Workshop in diesen zwei Tagen wurde geprägt durch viele spannende und aufschlussreiche Diskussionen zwischen Referenten und Studierenden zu einem sehr interessanten und weit gefächerten Thema. Die Frage, wie innovativ China wirklich ist, lässt sich trotzdem nicht beantworten, da China zwar einerseits viel investiert, um den Innovationsprozess zu fördern und auszubauen, Innovationen sich andererseits aber nicht erzwingen oder imitieren, sondern höchstens begünstigen lassen.

 

  • Unsere Autorin:

    Vanessa Steding

    Studentin im Schwerpunkt China

    Abschlussjahrgang 2017

 

 

 

 

 


 

Impressionen:

Die Chinesisch Studenten des achten Semesters 2017 zusammen mit Frau Prof. Dr. Barbara Darimont und Herrn Prof. Dr. Ludwg-Remmert Koch.

 

Herr Prof. Dr. Siegfried Englert bei der Begrüßungsansprache.

 

 

Die Studenten hören gespannt zu.

 

Herr Stefan Schwab und Frau Dr. Margot Schüller.

 

Die Studentin Franka Askani bei ihrem Impulsvortrag.

 

Angeregte Diskussionen gab es auch in den Vortragspausen.

 

Die Diskussionsrunde nach den Vorträgen.

 

Herr Ph.D. Dai Yi bei einem Redebeitrag.

 


 

Der Förderverein dankt den Referenten Frau Dr. Margot Schüller, Herrn Dr. Rainer Frietsch, Frau Jaqueline Ives, Herrn Stefan Schwaab, und Herrn Prof. Dr. Siegfried Englert für ihre Beiträge. Weiterhin danken wir den Studierenden Frau Finn Anh Trinh, Frau Clara Müller, und Herrn Christopher Ly für die Organisation sowie allen Mitwirkenden, die diese Veranstaltung ermöglicht haben.