Svenja Greiwe, Stipendium 2021, Schwerpunkt China, Taipeh
Ich hatte die Gelegenheit mein Auslandsjahr an der Ming-Chuan-Universität (銘傳大學) in Taipeh zu verbringen. Anfang 2022 verkündete die Regierung Taiwans, dass Studenten aus dem Ausland ab März wieder nach Taiwan einreisen dürften. Es mussten einige strenge Einreisebedingungen beachtet und eine 17-tägige Quarantäne durchlaufen werden, jedoch wurde ich bei jedem Schritt der Bewerbung und Einreise tatkräftig von den Betreuern der Universität unterstützt, sodass dem Studium in Taiwan nichts im Weg stand.
Die Ming-Chuan-Universität ist eine private Universität in Taiwan und eine Partneruniversität der HWG Ludwigshafen. Ihre Chinesisch-Sprachkurse werden im Jihe-Campus angeboten, der direkt neben dem berühmten Shilin-Nachtmarkt in Taipeh liegt. Innerhalb eines Jahres nimmt man dort, mit Ausnahme von drei Wochen Ferien, jede Woche an 15 Stunden Sprachunterricht teil. Die Mehrheit meiner Kommilitonen stammte aus Asien, sodass ich viele neue Eindrücke über das Leben und die Kultur in anderen asiatischen Ländern gewinnen konnte. Unsere einzige gemeinsame Sprache war Chinesisch, was mir persönlich sehr gefallen hat. Wir hatten sowohl innerhalb als auch außerhalb des Klassenzimmers viel Gelegenheit miteinander Chinesisch zu sprechen und gemeinsam zu lernen. In Taiwan wird Chinesisch mit traditionellen Schriftzeichen geschrieben, was mir zu Beginn des Unterrichts etwas schwergefallen ist. Nach kurzer Zeit konnte ich mich aber schon daran gewöhnen. Neben den Sprachkursen konnte ich auch an Culture Classes teilnehmen, in denen man mehr über Kultur, Traditionen, Geschichte, Essen und Medien Taiwans lernen konnte.
Außerhalb des Unterrichts bieten sich unternehmenslustigen Menschen in Taiwan eine Vielzahl von Ausflugszielen. Unter der Woche konnte ich verschiedene Stadtteile erkunden, in den umliegenden Bergen wandern und im Meer schwimmen gehen. An den Wochenenden und in den Ferien habe ich das Alumni-Stipendium genutzt, um reisen zu gehen. Meine liebsten Reiseziele waren die alte Goldgräberstadt Jiufen, berühmt für ihre schönen roten Laternen, die Insel Lüdao, an deren Riffen man Tauchen und Schildkröten sehen kann, sowie der Sonne-Mond-See, an dem man wunderschöne Sonnenuntergänge bestaunen kann.
Taiwan würde ich jederzeit als Ziel für ein Auslandsjahr weiterempfehlen. Gerade in der Hauptstadt Taipeh hat man schnell Zugang zu den Vorteilen einer modernen Großstadt, wie Sportanlagen, Kulturangeboten, Nachtmärkten und belebten Einkaufdistrikten. Das Umland bietet Berge, Strände und berühmte Reiseziele, die man mithilfe des modernen und günstigen Transportsystem jederzeit schnell erreichen kann. Die Menschen sind sehr freundlich und aufgeschlossen, sodass man leicht Fuß fassen kann. Neue Freunde kann man schnell in der Universität, bei Freizeitangeboten oder einfach auf der Straße kennenlernen. Ich habe mich jederzeit sehr sicher gefühlt und konnte bei Problemen meine Betreuer und Lehrer an der Universität um Hilfe bitten. Je besser das eigene Chinesisch wird, desto leichter wird es neue Bekanntschaften zu schließen und im Alltag neue Erfahrungen zu sammeln.
Fabian Mönsters, Stipendium 2021, Schwerpunkt China, Taipeh
Von März 2022 bis Dezember 2022 habe ich in Taipeh am Ming Chuan University Mandarin Studies and Cultural Center Chinesisch-Sprachkurse belegt. Die Unterrichtsräume befanden sich am Jihe Campus, welcher sich direkt gegenüber des Shilin Nachtmarkts befindet. Zu täglich drei Stunden Unterricht kamen je nachdem ein bis drei Stunden Vor- und Nachbereitung für Hausaufgaben, Tests, Präsentationen oder Aufsätze. Der Unterricht hat mir sehr gut gefallen, und aufgrund des intensiven Sprachkurses und des sehr guten Lehrpersonals hat sich mein Chinesisch sehr schnell verbessert. Meine Klasse war immer zwischen 7 und 13 Schüler/innen groß und im Unterricht wurde nur Chinesisch gesprochen. Ich habe im Wohnheim der Ming Chuan Universität, welches sich im Stadtteil Sanchong befindet, gewohnt. Außer mir haben noch ein Engländer und ein Thailänder im Zimmer gewohnt, was aber kein Problem war, da wir drei uns hervorragend verstanden haben. Für mich war das Wohnheim perfekt, da es günstig war, es in der Umgebung alles gab, was man zum Leben brauchte, die Verkehrsanbindung (wie eigentlich überall in Taipeh und Neu-Taipeh) gut war und ich direkt bei meinen Freunden gewohnt habe.
Das Leben in Taipeh war sehr spannend und es gab immer neue Ecken zu erkunden und Dinge zu erleben. Ich hatte das Gefühl, dass sich das Leben sehr viel mehr als z.B. in Deutschland auf der Straße abspielt. Das heißt, dass es oft belebte Straßenzüge mit Restaurants, Essensständen und anderen Läden gab, an denen man immer etwas Neues ausprobieren konnte. Da ich keine Küche im Wohnheim hatte habe ich jede Mahlzeit auswärts gegessen, was in Taiwan normal ist, weil eine Mahlzeit in der Regel nur umgerechnet zwischen drei und fünf Euro kostet. Insbesondere auf den verschiedenen Nachtmärkten in Taipeh oder auch in anderen Städten habe ich immer sehr gerne bekanntes oder neues Essen probiert. Auch das Nachtleben in Taipeh empfand ich als sehr spannend und abwechslungsreich. Es gibt von westlichen Bars in Hochhäusern bis hin zur kleinen Bar, welche Fleischspieße und Bier anbietet, alles was das Herz begehrt.
Der öffentliche Nahverkehr in Taipeh ist hervorragend ausgebaut, und ein Auto oder ein Scooter ist eigentlich nicht nötig um sich schnell, zuverlässig und entspannt von A nach B zu bewegen. Auch die anderen großen Städte wie Gaoxiong, Tainan, Taizhong oder Hualien sind mit dem Hochgeschwindigkeitszug bzw. normalen Zügen von Taipeh aus gut zu erreichen.
Taiwan besteht zu einem großen Teil aus Gebirgen, dessen höchste Berge bis zu 3800 Meter hoch sind. Die Gebirgskette zieht sich praktisch von Nord nach Süd einmal über die ganze Insel. Im Westen gibt es eine Küstenebene, welche sehr dicht besiedelt ist, und in der ein Großteil der Taiwaner/innen lebt. Die Berge sind alle dicht bewaldet und es gibt praktisch keine Städte und nur sehr wenige Straßen, weshalb die Bergregion und ihre Wälder zu großen Teilen unberührte Natur vorzuweisen haben. Dort gibt es sehr viele Wanderwege, die oft sehr steil und teils abenteuerlich sind. Die Aussicht von den Gipfeln ist der Aufstieg aber immer Wert.
Da die Insel Taiwan nur ca. 300 km lang ist muss man nie sehr weit reisen und man kann jeden Ort der Insel relativ schnell erreichen. Während meiner Zeit in Taiwan habe ich die Städte Taizhong, Tainan, Hualien, Gaoxiong, Taidong, Miaoli und die Insel Lüdao besucht. Besonders gut hat mir die Insel Lüdao gefallen. Sie liegt vor der Südostküste Taiwans und hat rundherum wunderschöne Korallenriffe, welche man mit Schnorchel und Taucherbrille bewundern kann. Obwohl die genannten Städte teilweise auch Millionenstädte sind, sind die Straßen deutlich ruhiger und alles wirkt etwas kleiner und entspannter im Vergleich zu Taipeh. Insbesondere die Stadt Gaoxiong, welche direkt am Meer liegt, und noch eine vorgelagerte Insel mit Nachtmarkt und Strand hat ist eine Reise wert. In der Nähe liegt außerdem das Foguangshan Buddha Museum mit einer großen Buddha Statue, Pagoden und Tempelanlagen.
Das Auslandssemester in Taiwan hat mir viele unvergessliche Erinnerungen und Erfahrungen gebracht und nicht zuletzt meine Chinesischkenntnisse stark verbessert.
Hinweis des Fördervereins: Fabian hat uns zu einen Erfahrungen in der Quarantäne bereits letztes Jahr einen Bericht gegeben.
Lea Boehmig, Stipendium 2021, Schwerpunkt Korea, Suwon
Für meinen zweisemestrigen Auslandsaufenthalt in Südkorea fiel meine Wahl auf die Kyonggi Universität in Suwon, da ich die Chance nutzen wollte, das Leben außerhalb der Hauptstadt kennenzulernen. Die Einreise, sowie die Organisation der 14-tägigen Quarantäne und die Einschreibung in die Unikurse lief recht unkompliziert und reibungslos ab, da jedem Austauschstudenten vom International Office der Kyonggi Universität ein Buddy zugeteilt wurde, der uns die Abläufe erklärte und bei den notwendigen Schritten unterstützte. Nach der damals vorgeschriebenen Einreisequarantäne im Rahmen der Corona-Schutzmaßnahmen wurden wir statt im Wohnheim auf dem Campus der Universität in einem nahegelegenen Veteranenbildungs- und Forschungszentrum untergebracht, da das Wohnheim von der Stadt zur Behandlung milder Coronafälle beansprucht worden war. Im Laufe des Jahres zog ich noch zweimal um, zunächst ins Wohnheim und später mit Freunden in eine WG in Seoul. Das erste Semester über hatte ich eine koreanische Zimmernachbarin. Ich habe sowohl mit ihr, als auch mit Koreanern generell die Erfahrung gemacht, dass mir als Ausländerin mit viel Neugier und Offenheit, manchmal sogar einer Art Fürsorge begegnet wurde. Ich hatte erwartet, dass Ausländer in Korea mittlerweile keine Seltenheit mehr sind, aber gerade außerhalb der Hauptstadt und ganz besonders in den ländlicheren Regionen gab es immer wieder lustige, teils sehr kindliche Reaktionen auf das Erscheinen eines „Westerner“.
Das Studium an der Kyonggi bestand für mich im Hauptteil aus dem täglich vierstündigen Koreanisch-Sprachkurs, sowie zwei weiteren Vorlesungen aus dem Angebot der Universität, bei denen koreanische und Austauschstudenten gemeinsam unterrichtet wurden. Das erste Semester fand gänzlich über Onlinevorlesungen statt. Ich belegte neben dem Level 3 Sprachkurs die Kurse „Introduction to Big Data“ und „Globalisation & Contemporary Challenges“, welche auf Englisch unterrichtet wurden.
Das zweite Semester fand so gut wie vollständig in Präsenz statt. Im Frühjahr 2022 fand das erste Mal seit der Pandemie wieder das jährliche Frühlingsfestival auf dem Campus statt, mit Verkaufszelten, Open-Air-Kino, Food Trucks und Konzerten. Der belebte Campus und die physische Anwesenheit von Dozenten und Studenten im Klassenraum sorgten für ein ganz anderes – und meiner Meinung nach angenehmeres – Lernerlebnis. Ich besuchte im zweiten Semester den Level 4 Sprachkurs, außerdem die Kurse „Theory of Information Media“ und „Understanding Democracy“.
Während ich das Anforderungsniveau der Sprachkurse als angemessen empfand, kamen mir die anderen Kurse (verglichen mit meinen Vorlesungserfahrungen aus Deutschland) wissenschaftlich etwas weniger anspruchsvoll vor. Umso herausfordernder fand ich den zeitlichen Aufwand, der mit dem Studium in Korea einherging. Es bestand quasi für alle Veranstaltungen Anwesenheitspflicht, da jede Fehlzeit von der Note abgezogen wurde und man bei vier verpassten Vorlesungen einen Kurs nicht mehr bestehen konnte. So gab es regelmäßig Tage, an denen ich nach vier Stunden Sprachkurs und drei Stunden Vorlesung noch ein vierstündiges Tutoring-Programm (dazu später mehr) und danach noch Hausaufgaben und Assignments zu erledigen hatte. Ein Zeitaufwand der mir persönlich, nach meinem vergleichsweise sehr selbstbestimmten Studium in Deutschland, etwas übertrieben vorkam, der aber für koreanische Studierende, wie ich mit der Zeit lernte, alles andere als außergewöhnlich ist. Tatsächlich habe ich viele KoreanerInnen kennengelernt, die einen wesentlich anspruchsvolleren Stundenplan hatten, unter der Woche bis 22 Uhr mit dem Studium beschäftigt waren und am Wochenende arbeiteten. Mir schien es am Anfang unbegreiflich, dass die koreanischen Studenten das so selbstverständlich durchhielten. Später erfuhr ich jedoch, dass erstens, viele KoreanerInnen es von klein auf gewöhnt sind, sich bis in die späten Abendstunden in Kitas oder Akademien aufzuhalten und dass, zweitens, Anwesenheit in der Uni nicht immer auch harte Arbeit bedeutet.
In beiden Semestern bewarb ich mich für das TaLK Program – Teach and Learn Korean. Bei diesem vom International Office geförderten Programm ging es um sprachlichen und kulturellen Austausch. Offiziell war ich als Tutorin für eine jeweils dreiköpfige Gruppe koreanischer Studierende angestellt und es war meine Aufgabe, mit ihnen Deutsch bzw. Englisch sprechen zu üben. Zu diesem Zweck sollten wir uns wöchentlich vierstündig treffen und gemeinsam etwas unternehmen, wodurch ich wiederum die koreanische Kultur und Gepflogenheiten auf authentische Art erfahren konnte. Mit meinen Teams ging ich bowlen, zu Ausstellungen, Festivals, in Parks, Kinos, Karaokeräume etc. Schnell freundete man sich an und später gingen wir auch gemeinsam auf Reisen und trafen uns nach Programmende weiterhin. Das TaLK Program war für mich definitiv eines der Highlights meines Auslandsaufenthalts. Für die Freundschaften, die daraus entstanden sind, bin ich besonders dankbar, da ich ohne sie Korea nicht in dem Umfang hätte erleben können wie ich es getan habe und auch weil es während der Coronamaßnahmen deutlich erschwert war, überhaupt koreanischen Studierenden zu begegnen.
Wie bereits beschrieben, blieb unter der Woche oft nicht allzu viel Zeit zur freien Verfügung und die, die ich hatte, nutzte ich meist, um Besorgungen zu erledigen, mit Freunden essen zu gehen oder bei einem Spaziergang zu entschleunigen. Auswärts essen ist in Korea üblich und sehr erschwinglich. Ich zahlte oft unter 3€ für eine sättigende Mahlzeit mit Beilagen und Suppe zum Nachnehmen und gratis Wasser. Was Service und Gastronomie angeht, ist Korea meiner Meinung nach unschlagbar.
An den Wochenenden und in den Ferien, während des Online-Unterrichts auch an Wochentagen, blieb Zeit zum Verreisen. Da Korea ein relativ kleines Land ist und gut vernetzt, kommt man mit dem Zug oder Fernbus ziemlich günstig durchs Land. So konnte ich die meisten bekannteren Städte für ein oder zwei Nächte besuchen, entwickelte aber bald eine Vorliebe für die ländlicheren Gebiete. Besonders beeindruckend fand ich einen Hüttenaufenthalt in den Bergen von Danyang, sowie einen Urlaub in einem der südlichsten Landzipfel von Korea nahe Yeosu, abseits des Bus- und Straßennetzes, wo es außer unserem Ferienhaus nur eine kleine Militärküstenwache gab. Auch der Aufenthalt in einem traditionellen koreanischen Haus (Hanok), in dem auf Matten auf dem beheizten Boden geschlafen wird, war eine besonders schöne Erfahrung, genauso wie Weihnachten mit Koreanern zu feiern – mit Besuch auf dem Fischmarkt. Spannend war auch das Autofahren in Korea, das mit vorher beantragtem internationalen Führerschein möglich ist. Trotz Aufregung war das Fahren in Korea nicht viel anders als in Deutschland und verlief zum Glück vorfallfrei. So konnte ich mit Freundinnen einen Roadtrip über die im Süden gelegenen Inseln von Namhae unternehmen und mit Familienbesuch aus Deutschland in einem Mietwagen mobil die Urlaubsinsel Jeju erkunden.
Neben allen schönen Erfahrungen, die ich machen durfte, gab es natürlich auch manches, was für mich schwieriger zu bewältigen war. Während ich die Zeit auf dem Land meistens sehr genossen habe, hatte ich in der Stadt häufiger Probleme mit der Luftverschmutzung, dem hohen Menschenaufkommen und im Sommer auch mit der großen Hitze. Ich war zwar darauf hingewiesen worden, dass man die Luftqualität per App im Auge behalten sollte, aber damit, dass sie zeitweilig so schlecht werden würde, dass man selbst bei einem kleinen Spaziergang außer Atem geriet, hatte ich nicht gerechnet. Auch hat mir manchmal in dem dicht besiedelten Raum ein Rückzugsort gefehlt. Ich habe festgestellt, dass ich durch die deutschen Wohnverhältnisse, wo ich ein Zimmer ganz für mich hatte und wo man auch draußen meist einen Ort zum Alleinsein finden kann, ziemlich verwöhnt war.
Insgesamt bewerte ich die Erfahrung, ein Jahr in Korea gelebt und studiert zu haben, sehr positiv. Ich habe während meines Aufenthalts viel über die fremde Kultur und seine Menschen gelernt, aber auch über mein eigenes Weltbild, meine Werte und meine Ängste. Letzten Endes bin ich froh über jede Herausforderung, die ich bewältigen konnte und dankbar für alles, das ich erfahren und entdecken durfte.
Ein besonderer Dank geht auch an die Stifter des Alumni-Stipendiums des Förderverein des Ostasieninstituts, die mir den Start in das Auslandsjahr durch ihre Großzügigkeit deutlich angenehmer gemacht haben.
Caroline Tille, Stipendium 2021, Schwerpunkt Japan, Sendai
Nach einer Verzögerung um ein Semester aufgrund der Corona-Pandemie, konnte ich im April 2022 mein Auslandsjahr antreten. Ich habe mein sechstes und siebtes Semester an der Tohoku Gakuin University (TGU) in Sendai verbracht und eine spannende und lehrreiche Zeit erlebt.
Die Immatrikulation an der TGU verlief ausgesprochen problemlos und nach einigem Bangen ging im März plötzlich alles ganz schnell: Visa beantragen, Flug buchen, Wohnung kündigen, Umziehen und hoffen, dass die Einreise reibungslos erfolgt. Nach meiner Ankunft in Narita ging es gleich auf den Weg nach Sendai, wo ich von Mitarbeitern des International Office vom Hauptbahnhof abgeholt wurde. Von dort aus fuhren wir direkt zu dem Apartment, wo ich für das Jahr wohnte. Dort wurde ich in allgemeine Regeln zum Leben in Japan und vor allem zur Mülltrennung eingewiesen. In der Einführungswoche wurden neben der Kurswahl und Campusführung mit Hilfe von Buddies, auch die Anmeldung in der Stadt erledigt.
Die Wahl meiner Gastuniversität in Japan fiel auf die TGU in Sendai, da sie mit ihrem Wirtschafts- und Japanisch-Programm sehr gut zum Studium passt. Die Japanisch Kurse konzentrierten sich stark auf den Spracherwerb und entsprachen einem Niveau von JLPT N3 bis N1. Sie unterteilen sich in Konversation, Präsentation, Leseverstehen, Kanji und Wortschatz, Schreibkompetenz und Hörverstehen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden und nahmen aufgrund zahlreicher Hausaufgaben viel Zeit in Anspruch. Als besonders hilfreich empfand ich die Kurse Japanisch Lesen und Japanisch Schreiben. Neben den Sprachvorlesungen gibt es noch die Kurse Japanese Culture, in dem man sich intensiv mit der Japanischen Kultur auseinandersetzt, und Japanese Society, in dem man Zeitungsartikel liest und diskutiert. Als Wirtschaftsstudent musste ich im Sommersemester drei Wirtschaftsseminare besuchen, die allesamt in Englisch abgehalten wurden. Diese Kurse wurden fast nur von deutschen Studierenden besucht und befassten sich den Firmenstrukturen in Japan und der japanischen Arbeitskultur, mit der Umweltpolitik Japans und der Geschichte der Japanischen Wirtschaft. In meinem zweiten Semester besuchte ich die Vorlesung Current Issues of the Tohoku Area besucht, welcher sich mit Marketingstrategien befasste, um die Wirtschaft der Region anzukurbeln. Da es sich um einen regulären Universitätskurs handelte und er auf Japanisch gehalten wurde, war es eine große Herausforderung, die mir aber sehr viel Freude bereitet hat.
Die Tohoku Region ist außergewöhnlich schön und hat für Naturfreunde sehr viel zu bieten. Es gibt zahlreiche lohnenswerte Reiseziele, die in der Regel mit dem Bus oder Zug gut erreichbar sind. Oder mit einem Mietauto. Diese Orte habe ich in Rahmen von Exkursionen des International Office, durch Ausflüge mit Freunden oder bei Solo-Erkundungstouren besucht und lieben gelernt. Ziele in weiterer Ferne waren durch den Anschluss an das Shinkansen-Netz, Fernbusse, den Flughafen und auch den Hafen sehr gut zu erreichen. Ein Highlight war die Fährfahrt von Hokkaido nach Sendai, während der ich sogar das schiffeigene Onsen nutzen konnte, um den Sonnenaufgang zu bewundern.
Sendai selbst ist keine touristische Stadt, aber die Einheimischen sind aufgeschlossen und freundlich, sodass ich mich sehr schnell wohlgefühlt habe. Es gibt zahlreiche Museen, touristische Spots wie Zuihoden oder die Burg Aoba, einen für Austauschstudierende kostenlosen Zoo und ein Planetarium, sowie einen Freizeitpark und ein Aquarium. Neben unzähligen Parks gibt es eine sehr belebte Innenstadt mit Einkaufsmöglichkeiten, Cafés und Restaurants. Es war aufregend all dies zu erkunden. Sendai ist außerdem bekannt für seine Volksfeste, wie beispielsweise das Tanaba-Matsuri im August und seine lokalen Spezialitäten Ringerzunge und Zunda-Mochi.
In der Universität bin ich mehreren Clubs beigetreten. Einer davon ist GYUS, in dem Austauschstudenten mit den Japanischen Studierenden die Möglichkeit haben Englisch zu sprechen und in dem verschiedene Ausflüge und Veranstaltungen für die Mitglieder organisiert werden. Ein weiterer ist HANDS, der sich dem Fördern des internationalen Austausches auf Japanisch verschrieben hat. Da dieser Club sich auch virtuell trifft, kann ich auch nach meiner Rückkehr daran teilnehmen, um mein Japanisch zu pflegen. Zudem trat dem Kochclub bei, um Kochen zu lernen, welcher allerdings nur sehr selten stattfand.
Nach Corona doch endlich ins Auslandsjahr starten zu können, war eine ausgesprochen große Erleichterung und ich hätte mir keine bessere Universität als die TGU vorstellen können, an der ich das Jahr verbringen konnte. Die Stadt Sendai, die zwar sehr groß ist, hat mich nie überwältigt und mir bereits nach kurzer Zeit das Gefühl „zu Hause zu sein“ vermittelt. Zudem hatte ich das erste Mal das Erlebnis an einer großen Universität zu studieren, was einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat und mich beflügelt mich zukünftig nach einer ähnlichen Uni-Größe zu orientieren. Besonders gut in meiner Erinnerung bleiben auch die Events des International Office, die uns lokale Bräuche näherbrachten, sowie die Studierenden, die sehr aufgeschlossen waren und mit denen sich großartige Freundschaften entwickelt haben. Ich kann die TGU jedem Studenten nur wärmstens empfehlen und möchte den Förderverein und allen Spendern für die Unterstützung durch das Alumni-Stipendium von ganzem Herzen danken!
Arakurayama Sengen Park: Zur Golden Week, Anfang Mai, war ich meine Gasteltern in Yamanashi besuchen. Sie haben mit mir einen Ausflug zum Arakurayama Sengen Park gemacht von dem man eine wunderschöne Aussicht auf den Fuji hat. Voraussetzung dafür ist natürlich die Abwesenheit von Wolken. Wie man sehen kann, hatte ich dabei etwas weniger Glück.
Hitome Senbonzakura: Hitome Senbonzaruka ist gleich neben dem Funaoka Castle Ruins Park und ist eine Reihe von 1000 Kirschbäumen, die entlang des Flussufers gepflanzt wurden. Dort fährt auch ein Zug entlang der am Wochenende zur Kirschblütenzeit angeblich im verringerten Tempo fährt, damit die Fahrgäste die Aussicht genießen können. Zu Fuß lohnt dich die Erfahrung definitiv auch! 😉
Mikolaj Majer, Stipendium 2022, Schwerpunkt China, Taipeh
Mein Auslandsjahr in Taipeh war ursprünglich eine Notlösung. Der gewohnte Studienablauf mit einem Jahr in Festland-China war seit der Corona Pandemie 2020 nicht mehr möglich. Im Sommer 2022 öffnete schließlich die kleine Insel Taiwan seine Grenzen für ausländische Studenten und so bewarb ich mich an einer der Partnerhochschulen in Taipeh. Da diese jedoch etwa zwei Monate vor Abflug verkündete, doch keine ausländischen Studenten aufzunehmen entschied ich mich zu einer der Universitäten zu wechseln die weiterhin Studenten aus dem Ausland annahmen. Zwar ist die National Taiwan Normal University keine Partneruniversität der HWG Lu, doch hat sie mit dem Mandarin Training Center die beste Sprachschule der Insel.
Ende August war es dann auch endlich soweit und nach einer Woche Quarantäne standen mir die Tore zu Taipeh offen. In den ersten Wochen waren zwei Dinge wichtig: An der Sprachschule gut ankommen und eine kleine, eigene Wohnung finden. Wo erstes sehr einfach und sehr schnell ging, war der Weg zum zweiten ein langer und steiniger. Eine bezahlbare Wohnung als ausländischer Student in Taipeh zu finden, erwies sich als deutlich schwerer als gedacht. Nachdem aber auch das geschafft war ging es ans Erkunden. Taipeh hat hierbei viel zu bieten. Die Stadt liegt in einem Tal umgeben von hohen Bergen, einem Nationalpark und etwa 20 Kilometer außerhalb der Stadtgrenzen befindet sich auch schon der Pazifik. Taipeh selbst ist eine Stadt, in der traditionelle chinesische Kultur mit westlichen Werten und moderner Architektur verschmilzt. Während Viertel wie Longshan Tempel einen Einblick in das Leben einfacher Menschen bieten, kann man im modernen Xinyi District Investmentbanker zwischen den Wolkenkratzern Taipehs beim Kaffeetrinken beobachten. Ein besonders schönes und junges Viertel ist Daan. Mit seinem Daan Park und den zwei Universitäten, der NTNU und NTU, ist das ein Viertel in dem besonders viele Studenten leben. So auch ich. Hier findet man viele kleinere Läden mit Handwerkskunst, gutem Essen und auch den ein und anderen 7Eleven. Wenn man von Taipeh spricht darf man natürlich die Nachtmärkte nicht vergessen. Fast jedes Viertel hat seinen eigenen. Manch einer ist sehr groß, so zum Beispiel der Shilin Nightmarket, der auch eine beliebte Sehenswürdigkeit bei ausländischen Touristen ist. Andere wiederum sind sehr klein wie der Shida Nightmarket der etwa 50 Meter von meiner kleinen Wohnung entfernt ist. Zum einen war dies ein großer Luxus, da ich jederzeit preiswertes Essen direkt vor meiner Haustür zur Verfügung hatte, andererseits zieht so ein Nachtmarkt auch Ungeziefer an, welches sich gerne mal in das eigene Bad verirrt. Das sind die Realitäten in Taipeh, mit denen man auskommen muss.
Da auf der Insel subtropisches Klima herrscht wird es in der Stadt oftmals gut über 35 Grad heiß. Um der Hitze der Stadt zu entkommen sind kleinere Ausflüge in die nahegelegenen Berge ideal. Der Yangmingshan Nationalpark bietet mit seinen vielen Wanderwegen wunderschöne Ausblicke über die Region. Ein weiteres beliebtes Ziel ist Tamsui. Es ist eine kleine Stadt am Ozean die man mit der Metro aber auch mit dem Rad gut erreichen kann. Besonders gut eignet sich hierfür das gelbe UBike, welches man an vielen Orten der Stadt für kleines Geld ausleihen kann.
Wer sich für ein Auslandsjahr in Taipeh entscheidet, dem kann ich nur empfehlen auch andere Orte auf der Insel zu besuchen. So ist Tainan das historische und religiöse Zentrum Taiwans. Kaoshiung wiederum ist eine typische, moderne Großstadt wie man sie sich in Asien vorstellt. Die Region um Hualien hat nicht nur den Taroko Nationalpark zu bieten, sondern auch viele schöne Strände. Apropos schöner Strände: die schönsten Strände der Insel befinden sich ganz im Süden in Kenting. Hier sollte man auf jeden Fall einen Roller mieten, denn die Busverbindungen zu den Stränden sind nicht sonderlich gut. Tief im Inland befindet sich der Alishan Nationalpark. Ein besonders schöner Park hoch in den Bergen. Zum Park selbst kommt man mit einer alten Zugstrecke, die noch aus der Zeit der japanischen Besetzung stammt. Im Park angekommen erwarten einen eindrucksreiche Wälder und unglaubliche Ausblicke auf die Berge. Mitunter auch auf den höchsten Berg der Insel, den Yushan.
Nun ist es jedoch so, dass man nicht ständig unterwegs sein kann und der hauptsächliche Grund für den Auslandsaufenthalt die Beherrschung der chinesischen Sprache ist. Hierfür eignet sich das Sprachzentrum der National Taiwan Normal University besonders gut. Der Unterricht findet in kleinen Gruppen bis maximal 10 Personen statt. Es gibt mehrere Bücher und auch Arbeitshefte. Täglich gibt es Hausaufgaben, zwei Mal die Woche ein kurzes Diktat und ein Mal die Woche einen Test über die Lektion aus der Vorwoche. Zurücklehnen und entspannen ist hier leider nicht möglich. Umso glücklicher ist man später im Alltag, wenn man die Resultate der vielen Übungen sieht und sich immer problemloser mit seinen Freunden auf Chinesisch unterhalten kann.
Zusammenfassend kann ich nur sagen: was ursprünglich als Notlösung gesehen wurde, entwickelte sich schnell zu meinem zweiten Zuhause, bei dem es mir sehr schwer viel dieses wieder zu verlassen. Ein Jahr in Taipeh kann ich somit jedem aus tiefstem Herzen nur empfehlen.
Xuexin Noynay, Stipendium 2022, Schwerpunkt China, Taipeh
Zunächst einmal möchte ich mich für die großzügige Unterstützung bedanken, die es mir ermöglicht hat, mein Auslandsjahr in Taiwan zu verbringen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Während meines Aufenthalts in Taiwan hatte ich die Gelegenheit, an der National Taiwan Normal University zu studieren, eine der renommiertesten Universitäten in Taiwan. Ich hatte das Glück, in einem internationalen Studienprogramm zu sein, das mir die Möglichkeit gab, mit Studenten aus der ganzen Welt zu interagieren und kulturelle Unterschiede zu erkunden.
Durch meinen Aufenthalt insbesondere durch die Teilnahme an einem Intensivsprachkurs konnte ich meine Sprachkenntnisse verbessern und mein Verständnis für die chinesische Sprache und Kultur vertiefen.
Da China während der Corona-Pandemie die Grenzen zur Außenwelt größtenteils geschlossen hatte und Taiwan eines der chinesischsprachigen Länder war, die ihre Grenzen für internationale Studenten offen hatten, blieb mir keine andere Wahl, als nach Taiwan zu gehen. Nichtsdestotrotz bin ich sehr froh über die Entscheidung, hierher zu kommen, denn Taiwan ist ein hervorragendes Reiseziel für ein Auslandssemester, da es viele Vorteile bietet.
Wichtig zu erwähnen ist, dass in Taiwan die traditionellen chinesischen Schriftzeichen gelehrt werden. Es kann anfangs schwer sein, die Langzeichen zu lernen, da man einen erhöhten Lernaufwand hat, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und die Umstellung geht recht schnell. Danach kann man sogar die vereinfachten Zeichen recht schnell erfassen, wie ich finde.
lch habe mich für mein Auslandssemester für das Mandarin Training Center der National Taiwan Normal University (NTNU) entschieden. Die National Taiwan Normal University (NTNU) befindet sich in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan. Der Campus liegt im Bezirk Da’an, einem zentralen und gut erreichbaren Stadtteil von Taipeh. Die Universität ist von vielen öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus, U-Bahn und Fahrradverleih leicht zugänglich und befindet sich in der Nähe von verschiedenen Sehenswürdigkeiten wie dem Friedenspark und dem berühmten Nachtmarkt von Shida.
Die NTNU ist eine renommierte Universität in Taiwan, die auch einen hervorragenden Ruf für das Unterrichten von Chinesisch hat. Die NTNU hat sich auf die Lehre der chinesischen Sprache und Kultur spezialisiert. Die Universität wurde 1956 gegründet und ist das größte Sprachzentrum Taiwans und auch eines der ältesten. Die NTNU ist keine Partneruniversität des OAls, deshalb muss man die Studiengebühren selber bezahlen.
Als Student des Sprachzentrums der NTNU, gilt man nicht als Austauschstudent und auch nicht als regulärer Student, weshalb man kein Anrecht auf das Studentenwohnheim hat. Die Mietkosten in Taipeh sind vergleichbar mit den meisten deutschen Städten, wenn man aber Glück hat und Einheimische kennt, kann man auch ein WG-Zimmer relativ günstig bekommen. Mein WG-Zimmer habe ich auf der taiwanesischen Webseite Tealit gefunden. Meine WG war nur wenige Gehminuten von meiner Universität entfernt. Daher war es sehr praktisch für mich.
Von Frankfurt aus bin ich mit China Airlines (Direktflug) nach Taiwan zum Taoyuan lnternational Airport geflogen. Seit 2017 gibt es eine Metrolinie vom Flughafen, die zur Main Station in Taipeh fährt. Man kann ganz bequem die Expressbahn nehmen, der Transfer dauert 40 Minuten bis man im Zentrum von Taipeh ist.
Nach einem 14 stündigen Flug wurde ich schon gleich von dem sehr schwülen Wetter Taiwans begrüßt. Als ich nach Taiwan kam, galten für mich noch die Quarantänebestimmungen. Anstatt also die U-Bahn zu nehmen, wurde ich von einem Quarantäne-Taxi abgeholt und direkt zu meinem Quarantäne-Hotel gebracht. Während dieser Zeit wurde ich in einem vom Staat zugewiesenen Hotel untergebracht und durfte das Hotelzimmer nicht verlassen. Essen wurde dreimal am Tag vor die Tür gestellt. Das Essen war leider nicht gut, es gab fast immer das Gleiche. Die Einhaltung der Quarantäne wurde durch Überwachungskameras überprüft. Dort habe ich 8 Nächte verbracht und die Kosten musste man selbst tragen.
Die Kosten für Transport sind in Taipeh tendenziell günstiger und die Mietkosten in Taipeh sind vergleichbar mit den meisten deutschen Städten. Lebensmittel sind dagegen teuer, daher empfehle ich eher kleinere Restaurants aufzusuchen und auf westliche Produkte zu verzichten, da sie in Taiwan extrem teuer sind, insbesondere Milch und Käse.
Auswärts zu essen ist dagegen sehr günstig, da man in der Regel mit weniger als 15 Euro pro Tag auskommt.
Was ich sehr beeindruckend fand, dass Taipei über ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrssystem verfügt, das es einfach macht, sich in der Stadt fortzubewegen. Das U-Bahn-System in Taipei ist bekannt als MRT (Mass Rapid Transit) und verfügt über 5 Linien, die die Stadt abdecken. Die Züge fahren alle paar Minuten und sind sauber und zuverlässig. Jeder sehenswerte Fleck hat auch eine nahegelegene Metrostation. Eine einfache Fahrt mit der U-Bahn kostet zwischen 20 und 40 TWD, also sehr günstig!
Sicherheit ist eine der vielen Dinge, die von vielen Menschen in Taiwan geschätzt werden. Trotz der höheren Bevölkerungsdichte in Taipeh im Vergleich zu anderen Städten, ist es dort überraschenderweise sehr sicher. Es ist durchaus möglich, dass man als junge Frau auch spät nachts alleine von einer Bar oder einem Club nach Hause gehen kann, ohne sich Gedanken machen zu müssen. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit verlorengegangene Wertsachen wieder aufzufinden überraschend hoch in Taipeh. Meine Mitbewohnerin hat ihr Handy dreimal in einer Bar liegen lassen und konnte es am folgenden Tag ohne Probleme wiederfinden.
Am meisten hat mich in Taiwan überrascht, dass Bargeld immer noch für die meisten Einkäufe häufig verwendet wird. Ich hatte nicht erwartet, dass es so sein würde, da die meisten asiatischen Länder Kreditkarten, Apple Pay usw. akzeptieren, selbst in den kleinsten Geschäften. Zumal Taiwan eine florierende High-Tech-Industrie hat und ist einer der weltweit größten Hersteller von Halbleitern, Computern und Elektronikprodukten.
Ich würde Taiwan eher als die „China-Light-Version“ beschreiben. Es gibt hier ein gewisses exotisches Flair wie in China, aber das Leben ist hier weniger herausfordernd. Nach meinem Empfinden ist vieles besser organisiert und die Distanzen sind kürzer, da Taiwan im Vergleich sehr winzig ist, sodass man relativ schnell eine grobe Übersicht erlangt. Einheimische habe ich im Allgemeinen als sehr hilfsbereit empfunden und viele junge Leute sprechen auch Englisch.
Das Auslandsjahr in Taiwan war für mich definitiv eine unvergessliche Erfahrung. Meiner Meinung nach bietet ein Auslandsjahr in Taiwan eine einzigartige Chance, eine neue Kultur kennenzulernen, neue Freundschaften zu schließen und sich persönlich weiterzuentwickeln.
Felix Meißgeier, Stipendium 2022, Schwerpunkt China, Taipei
Ein Jahr meines Lebens in so einem kurzen Text zusammenzufassen war weder leicht noch ist es wirklich repräsentativ für meine unzähligen wundervollen Erfahrungen, die ich in Taiwan machen durfte. Im Folgenden werde ich es trotzdem einmal versuchen.
Ein langer Flug führte mich über Dubai nach Taiwan. Bei meiner Ankunft am Flughafen in Taipei, wurde ich bereits am Gate in Empfang genommen, es folgte direkt ein PCR-Test. Danach wurde ich in einem speziellen Quarantäne-Taxi zu meinem Quarantänehotel gebrachte. Dort begann meine siebentägige Isolation.
Im Taxi versuchte ich mich direkt mal auf chinesische mit dem Taxifahrer zu unterhalten, mehr oder weniger erfolgreich, aber trotzdem ein toller Moment und ein guter Einblick darauf, wie viel Arbeit doch noch vor mir stand.
Nach meiner Ankunft wurde nicht nur ich, sondern auch meine persönlichen Sachen gründlich desinfiziert. Anschließend bezog ich mein Zimmer, das ich die nächste Woche nicht verlassen würde.
Nach sieben Tagen in Isolation, täglichen Tests und lediglich einem kleinen Fester mit Blick in die Außenwelt, durfte ich endlich mein Hotel verlassen. Ein tolles Gefühl, auch wenn die Quarantäne meine initiale Vorfreude etwas gebremst hatte.
Die erste Woche hatte ich noch keine Uni und ich verbrachte meine Zeit damit, eine Wohnung für meinen weiteren Aufenthalt zu finden und natürlich die wundervolle Hauptstadt der kleinen Insel zu erkunden. Wegen den immer noch sehr strikten Corona Regeln war ich an den meisten Orten manchmal ganz allein, in allen Fällen aber definitiv der einzige Ausländer.
Nach einer Woche täglichem Erkunden ging es dann zum ersten Mal, an die National Taiwan University, wo mein Sprachkurs stattfand. Der Campus selbst war so groß wie so manch ein Dorf in Deutschland. Schön angelegt, mit viel Grün und gut besucht. Im CLD (Chinese Language Division) Gebäude ging es dann zum ersten Unterricht. Wir waren eine kleine Gruppe von sechs Studenten mit einer wirklich netten Lehrerin, zu meinem Erstaunen sprach sie jedoch ausschließlich Chinesisch und das so konsequent, dass ich bis heute nicht weiß, ob sie überhaupt Englisch konnte. Erst einmal ein kleiner Schock, aber zugleich natürlich auch die perfekte Umgebung um richtig Fortschritte zu machen!
Der erste Monat verging schnell, täglicher Unterricht, anschließend ein paar Stunden Hausaufgaben. Ganz so hatte ich mir das nicht vorgestellt, es zeigten sich aber auch schnell Fortschritte und bald war der Alltag auf Chinesisch zu meistern, zumindest zu einem Großteil. Inzwischen war ich in eine winzige Wohnung mit tollem Blick über die Stadt gezogen und auch den Night Market direkt um die Ecke hatte ich schon fürs tägliche Abendessen etabliert.
Das Wochenende verbrachte ich am liebsten mit Ausflügen zum Beispiel in das kleine Dorf 九分 (jiufen) unweit von Taipei. Ein kleines gemütliches Dorf mit vielen Teehäusern und kleinen roten Lampions. Eigentlich eine perfekte Repräsentation von dem, wie man sich eben einen solchen Ort vorstellen würde. Nach 外奥 (waiao) bin ich ebenfalls immer gerne gegangen. An einem einsamen Strand den Tag mit surfen zu verbringen, ist in der manchmal unerträglichen Hitze in Taiwan einfach wunderbar.
Auch wenn der Sprachunterricht an der NTU der Hauptgrund gewesen war, warum ich überhaupt nach Taiwan gegangen bin, schlich sich dort schnell ein Alltag ein. Mein Chinesisch wurde immer besser, doch das Highlight war es natürlich das Gelernte im Alltag anzuwenden. So versuchte ich so viel Zeit wie möglich draußen in der echten Welt zu verbringen. Alle Ausflüge hier zu beschreiben würde gänzlich den Rahmen sprengen, aber eins kann ich sagen, Taiwan hat viel zu bieten und wenn ich könnte, hätte ich noch mehr Zeit damit verbracht das Land zu erkunden. Jetzt noch zu meinen absoluten Highlights:
小琉球 (Xiaoliuqiu): Karibik Vibes in Taiwan, einfach in den Tag hineinleben, mit dem Roller die wundervolle Insel umrunden und mit Schildkröten gemeinsam in kristallklarem Wasser schnorcheln.
马祖岛 (Matsu Inseln): Die kleine Inselgruppe mit Blick aufs Festland ist ein wirklich besonderer Ort. Viel zu tun gibt es dort zwar nicht, insbesondere wenn man sich dazu entscheidet im Januar dort hinzufliegen. Es ist aber natürlich so, dass sich Kontakte zu den Einheimischen deutlich einfacher knüpfen lassen, wenn man als einziger Ausländer dort auftaucht.
鹽水蜂炮 (Yanshui Beehive Fireworks Festival): Das wohl verrückteste, surrealste und zudem eins der weltweit gefährlichsten Volksfeste. In einem kleinen Ort im Süden der Insel sammeln sich einmal im Jahr tausende Menschen zu diesem religiösen Ritual. Es werden Altäre durch die Stadt getragen, die Kolonne aus Menschen wird dabei von allen Seiten mit Feuerwerksraketen beschossen. Richtig gelesen! Feuerwerkskörper. Und ich mittendrin. Jeder Treffer soll Glück für das kommende Jahr bringen, weshalb besonders ganz vorn, wo die Raketen aufgestellt werden, besonders viel los ist. Sicher nicht für Jeden etwas, aber für mich einer der wohl erinnerungsreichste Ausflug meiner gesamten Zeit in Taiwan.
阿里山 (Alishan National Park): Ein Highlight und must visit für alle, die gerne draußen in der Natur unterwegs sind. Ich bin an einem Tag rund 30 km gewandert, angefangen mit einem tollen Sonnenaufgang über dem höchsten Berg Taiwans, 玉山 (yushan). Zudem ein toller Kontrast zu den schönen Ständen, die sich sonst noch auf der Insel befinden.
Was lässt sich also über zwei Auslandssemester in Taiwan, zusammenfassend sagen? Es ist, was man selbst daraus macht. Eine perfekte Uni führt nicht zu fließendem Chinesisch, den ganzen Tag über die Insel zu reisen hingegen auch nicht. Wie so oft, die Mischung macht es. Für mich persönlich war das Highlight immer, sich mit den Leuten zu unterhalten, nicht nur wegen der Übung, sondern einfach, weil es Spaß macht, das gelernte im Alltag anzuwenden.
Vincent Böllinger, Stipendium 2022, Schwerpunkt Japan, Yamanashi
Ich habe mich dazu entschlossen, mein für das Studium am Ostasieninstitut der FH Ludwigshafen obligatorische Auslandsjahr in Japan am international College of Liberal Arts (iCLA) der Yamanashi Gakuin University zu absolvieren. Mit diesem Erfahrungsbericht möchte ich Einblicke in den Verlauf dieses Jahres geben und dabei neben akademischen Aspekten auch auf Lage, Atmosphäre und Freizeitmöglichkeiten der Präfektur Yamanashi eingehen.
Bereits die Anreise im September hat sich sehr unkompliziert gestaltet. Das iCLA befindet sich im Stadtteil Sakaori der Großstadt Kofu und ist durch eine Direktbusverbindung vom Ankunft-Terminal 3 des Haneda Flughafens in unter drei Stunden zu erreichen. Da meine Ankunft in Japan auf einen Sonntag fiel und Zimmer im iCLA-Wohnheim nur an Wochentagen bezogen werden können, verbrachte ich die erste Nacht in Japan in einem recht nahegelegenen Hostel im Stadtkern und stieg deshalb einige Stationen früher aus. In Kofu gibt es für einige Nächte zur Überbrückung zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten, die auch kurzfristig gebucht werden können (Hotels, Hostels, AirBNBs…) und Sakaori ist nur eine Zugstation von Kofu entfernt. Falls man noch nicht mit dem japanischen Bahnnetzt vertraut ist und sich deshalb unsicher fühlt, ist ein Taxi die beste Alternative. Als ich dann am darauffolgenden Montag am iCLA am ersten designierten Einzugstag ankam, wurde ich sofort vom Admin Office des iCLA empfangen, welches mir in einem schnellen und unkomplizierten Prozess alle notwendigen Dokumente aushändigte und Unterschriften für den Anmeldeprozess in Sakaori einholte (diesen übernimmt das Admin Office vollständig für Austauschstudierende). Anschließend erhielt ich meinen Zimmerschlüssel und eine Wohnheimbesichtigung.
An dieser Stelle soll vom Wohnheim und den Kosten am iCLA die Rede sein. Zunächst ist es obligatorisch für alle Studenten, so auch für Austauschstudenten, ein Jahr lang ein Zimmer im Wohnheim zu mieten. Die Miete zahlt man zusammen mit den Gebühren für den Meal Plan, von dem anschließend gesprochen wird, pro Semester und beläuft sich in Euro umgerechnet und auf den Monat aufgeteilt auf etwa 600€ (Nebenkosten inbegriffen). Jedes Zimmer hat eine Größe von 7qm2 und befindet sich in einer Unit mit insgesamt acht Zimmern. Auf jedem Stockwerk befinden sich drei Units, wobei jede über ein Gemeinschaftsbad verfügt. Gestellt werden ein Schreibtisch, ein Bett, Regale und eine Klimaanlage. Bettwäsche und weitere Einrichtung muss man entweder selbst beschaffen oder bei der mit dem iCLA kooperierenden Vermietungsfirma mieten. Neben dem Zimmer ist auch der Beitritt in den Meal Plan des iCLA für ein Jahr verpflichtend, es sei denn, man kann religiöse Gründe oder gesundheitliche Umstände vorweisen, die mit dem Essen des Meal Plan kollidieren. Mit diesem erhält man an Wochentagen drei Mahlzeiten pro Tag mit Salat, Nachtisch und unbegrenztem Zugang zu Reis, Wasser und Tee. Obwohl nicht herausragend, sind Zimmergröße und die Qualität des Essens in der Cafeteria durchaus auskömmlich.
Nun zu den Kursen und der generellen Atmosphäre am iCLA. Es lässt sich eine Vielzahl von Kursen wählen, von Akido- und Kalligrafie-Workshops bis zu Wirtschafts- und Programmierkursen. Ich persönlich habe im ersten Semester die Kurse Japanese Language 5, Japanese History since 1800, Japanese Economics & Business und Literature Appreciation gewählt, im zweiten Investment, Japanese Language 6, Money, Banking & Financial Markets und Introduction to Psychology. Dieses vielfältige Kursangebot ist einer der größten Vorteile des Studiums am iCLA und ist eine optimale Gelegenheit, entweder die Inhalte des Studiums am OAI zu ergänzen oder über sein eigenes Fach hinaus andere Disziplinen kennenzulernen. Meiner Erfahrung nach hält sich der Schwierigkeitsgrad der Kurse in Grenzen, wenn man bereits vier Semester am OAI studiert hat. Auch die Atmosphäre unter Kommilitonen und Dozenten ist sehr angenehm und locker. Die Kommilitonen sind übrigens ein weiterer Pluspunkt des iCLA. Da das College eine sehr große Anzahl Studierender unterschiedlichster Nationalitäten hat, erhält man unglaublich viele Einblicke in andere Kulturen und kann internationale Freundschaften schließen. Ich persönlich habe sehr enge Freundschaften mit einer Vielzahl hochinteressanter Menschen geschlossen, für die ich sehr dankbar bin. Es muss aber erwähnt werden, dass nicht alle Studenten so aufgeschlossen sind, wie man es an einem internationalen College erwarten sollte. Eine Minderheit der Studierenden hat sich sehr ignorant und intolerant gezeigt, was leider die Erfahrung am iCLA für manche beeinträchtigt hat. Dennoch sind die allermeisten sehr umgänglich und suchen den Kontakt mit Mitstudierenden.
Wer vornehmlich nach Japan geht, um sein Japanisch zu verbessern, hat mit dem iCLA nicht die beste, aber auch sicher nicht die schlechteste Wahl getroffen. Die Sprachkurse sind fabelhaft und in sieben Leveln vorhanden. Die meisten OAI-Studenten sollten in Level 5 eingestuft werden, wo man beginnt, selbstständig ein Forschungsprojekt auszuarbeiten und hierzu eine Hausarbeit auf Japanisch verfasst. Das klingt zwar zunächst einschüchternd; die Dozenten geben aber eine sehr gute Einführung und begleiten den Prozess laufend, sodass es durchaus machbar war. Mein erstes Projekt hatte die Fragestellung, inwiefern sich junge Japaner für Politik interessieren. In Japanisch 6 war der Arbeitsaufwand um einiges größer, weil neben einem Forschungsprojekt der selben Art zahlreiche Klausuren und Präsentationen die Note bildeten. Dennoch ist dieser Kurs ein unglaublicher Gewinn, da mein Japanisch rasante Fortschritte gemacht hat. Besonders die Dozentin dieses Kurses ist ein unnachahmliches Lehrtalent. Ihre Art, den Lehrstoff aufzubereiten, machte die Erfahrung so angenehm, dass man kaum das Gefühl hatte, man saß in einer Vorlesung und ihre Ausstrahlung motivierte dazu, sich anzustrengen und das Beste aus sich herauszuholen. Außerhalb der Kurse hat man jedoch nicht viele Möglichkeiten, sein Japanisch zu verbessern, da es nur wenige japanische Studenten am College gibt.
Zuletzt ein paar Worte zur Umgebung. Sakaori verfügt über eine Vielzahl von Restaurants und auch viele Einkaufsmöglichkeiten, wie Läden für den täglichen Bedarf, Kleidungsgeschäfte und Second-Hand Läden. Falls man nach Bars oder Karaokebars sucht und das Nachtleben genießen möchte, findet man diese im Stadtkern Kofus, der, wie bereits erwähnt, nur eine Haltestelle von Sakaori entfernt liegt. Kofu selbst liegt in einem wunderschönen Bergtal und bietet einen Blick auf den Mt. Fuji, der sich in etwa zur Hälfte in der Präfektur Yamanashi befindet. Yamanashi ist auch Heimat vieler szenischer Naturschauplätze, so etwa Shosenkyo, eine Schlucht, durch die sich ein atemberaubender Wasserfall zieht. Dieser Ort wird häufig als einer der schönsten Orte Japans bezeichnet und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Auch in diesem Fall gibt es eine direkte Busverbindung von Sakaori aus. Man hat die Gelegenheit, im Sommer den Mt. Fuji zu besteigen, welche ich kurz vor meiner Abreise selbst wahrgenommen habe. Auch dieser Erfahrung kann ich jedem wärmstens empfehlen. Wen es in größere Städte als Kofu zieht, der kann Tokyo problemlos mit Zug oder Bus in etwa zwei Stunden erreichen, was viele Studenten jedes Wochenende mit dem Arbeitsaufwand ihrer Kurse bewerkstelligen konnten. Auch die Großstadt Matsumoto in der benachbarten Präfektur Nagano ist in etwas mehr als einer Stunde mit dem Zug zu erreichen. Andere bekannte japanische Großstädte wie Osaka, Kyoto oder Hiroshima sind allerdings weiter von Yamanashi entfernt. Die kostengünstigste Option, diese zu erreichen, bieten Nachtbusse, die man unkompliziert online buchen und kann und die meistens vor Kofu Station abfahren.
Insgesamt war mein Auslandsjahr am iCLA der Yamanashi Gakuin Universität sehr zufriedenstellend und lehrreich und durch das breite Kursangebot, die internationale Ausrichtung, die gute Lage Yamanashis und das vielfältige Freizeitangebot eine unglaubliche Erfahrung.
Svenja Sohrbeck, Stipendium 2022, Schwerpunkt Korea, Seoul
10 Monate und 24 Tage habe ich bisher in Korea verbracht und eine turbulentere Zeit hätte ich mir kaum ausmalen können. Mein Auslandsaufenthalt in Korea begann für mich am Frankfurter Flughafen und einem elfeinhalb Stunden langem Direktflug nach Seoul. Dort angekommen wurden zunächst SIM-Karte und eine Transportkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel erstanden und dann ging es sofort weiter ins Getümmel der Seouler Großstadt. Unzählige Wolkenkratzer und Menschen die nach dem koreanischen 빨리 빨리 (balli-balli /schnell-schnell)-Lebensstil von einem Ort zum anderen hetzen. Ein starker Kontrast zu Deutschland mit seinen im Vergleich niedrigeren Gebäuden und kleinen Städten. Umso beeindruckender für mich war die nächtliche Skyline von Seoul.
Die Seoul National University of Science and Technology, oder kurz SeoulTech, befindet sich im Osten von Seoul und hat mit seinem grünen Park ähnlichen Campus schon oft als Drehort für verschiedene koreanische Fernsehserien, sogenannte K-Dramen, hergehalten.
Für mich hat das Semester mit intensiv Sprachkursen auf Koreanisch und Vorlesungen zu verschiedensten Themen begonnen. Der Vorlesungsstil der koreanischen Universität unterscheidet sich deutlich von dem der Deutschen und erinnert mit regelmäßigen Hausaufgaben, Tests, Zwischen- und Abschlussprüfung mich sehr an meine Zeit am Gymnasium und setzt so eine regelmäßige und kontinuierliche Leistungsüberprüfung in den Mittelpunkt.
Um besser Anschluss zu finden, meinem Hobby nachzugehen und Korea in einem neuen Licht kennenzulernen bin ich dem Laufklub der Universität „STRC“ (SeoulTech Running Club) beigetreten. Mit Training von 2 bis 4 mal die Woche war meine Zeit gut gefüllt. Gemeinsam wurde aber nicht nur Trainiert, es wurden Ausflüge gemacht, Laufklubs anderer Universitäten getroffen und an Läufen teilgenommen. Selbstverständlich darf deshalb ein Foto aus einer der an jeder Straßenecke zu findenden Fotoboxen nicht fehlen.
Korea bietet unzählige Möglichkeiten neue Erfahrungen zu sammeln. Das Zubereiten von 떡 (ddeok) einem traditionellen Reisküchleins, das Herstellen eines Siegelstempels, das Besuchen von Palästen wie dem 경복궁 (Gyeongbokgung) dem königlichen Palast der Joseon Dynasty oder der Besuch in einem 찜질방 (Jjimjilbang) der koreanischen Sauna um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Besonders habe ich den „koreanischen Nationalsport“ 등산(deungsan) zu schätzen gelernt. Ungefähr 70 Prozent der koreanischen Halbinsel sind von Bergen bedeckt, was Korea zum idealen Ort für Wandern und Bergsteigen macht. Selbst ich als blutiger Anfänger konnte so meinen ersten Berg erklimmen.
Auch kulinarisch hält Korea immer ein Abenteuer bereit, solange man mit offenem Geist und wagemutig über seinen Schatten springen kann. So kann ich 산낙지 (San-nakji) jedem Fischliebhaber ans Herz legen. Hierbei handelt es sich um frischen Oktopus. Tatsächlich ist er so frisch, dass er sich noch bewegt und die Saugnäpfe sich das ein oder andere Mal am Teller oder sogar der Zunge festsaugen. Und für die wirklich abenteuerlustigen ist 번데기 (Beondegi) ein Muss. Die Seidenraupenpuppen mögen auf den ersten Blick ein wenig abschreckend wirken, gehören aber mit ihrem nussigen Geschmack zu den traditionellen Streetfood Snacks in Korea.
Ein Jahr ist eine wirklich lange Zeit fernab von Familie, Freunden und allem was einem Vertraut ist. Und wenn das Heimweh einsetzt ist das Essen zu süß und zu scharf, das Brot zu weich und die Luftfeuchtigkeit zu hoch. Trotzdem würde ich diese Erfahrungen um nichts in der Welt eintauschen und Spreche den Spendern des Alumni-Stipendiums des Fördervereins OAI meinen Dank aus mir dieses Abenteuer ermöglicht zu haben.
Franziska Rödig, Stipendium 2022, Sonderstipendium, Taichung
Im September 2022 begann, nach 10 Tagen Quarantäne, mein Aufenthalt an der Tunghai University in Taichung, welche auch eine der Partneruniversitäten der HWG LU ist. Der ganze Organisations- und Vorbereitungsprozess war zwar pandemiebedingt etwas kompliziert und langwierig, lief letztendlich aber reibungslos ab, woran die International Offices der HWG LU und der THU großen Anteil hatten. Ich hatte ein Alien Resident Certificate (ARC) beantragt, welches für Aufenthalte über 180 Tage gedacht ist. Dieser Visaprozess war sehr langwierig und verlangte einiges an Dokumenten, weswegen ich jedem empfehle, so früh wie möglich damit anzufangen. Das ARC hat mir langfristig gesehen jedoch sehr viel Arbeit erspart und alle weiteren Behördengänge in Taiwan einfacher gemacht.
Ich wollte gerne in einer anderen Stadt als Taipei studieren und habe meine Wahl nicht bereut. Die Tunghai University liegt in der Stadt Taichung an der Westküste Taiwans und ist eine der ältesten und bekanntesten Privatuniversitäten des Landes. In Taiwan ist sie vor allem für ihr Architekturprogramm, die Kapelle und den Campus, der als einer der schönsten des Landes zählt, bekannt. Aber auch das Sprachzentrum CLC genießt einen guten Ruf. Durch den Status als Austauschstudent musste ich keine Gebühren für den Chinesischunterricht bezahlen und hatte vollen Zugriff auf alle angebotenen Aktivitäten und die auf Englisch unterrichteten Kurse der anderen Fakultäten. Dadurch habe ich nicht nur viele internationale, sondern auch einheimische Freunde gefunden. Meine Erfahrungen mit dem Unterricht und den Lehrern, sowohl im CLC als auch in den anderen Kursen, waren durchweg positiv. Das gesamte Personal war hilfsbereit und freundlich und bei Fragen konnte man sich jederzeit an das International Office wenden. Auch die angebotenen Aktivitäten, von Kalligrafie bis zu Tagesausflügen, waren immer gut organisiert.
Während des ersten Semesters lebte ich im Mädchenwohnheim auf dem Universitätsgelände. Es gibt nur Viererzimmer und Gemeinschaftsbäder, aber es ließ sich aushalten. Meine Mitbewohnerinnen waren zwei Taiwanesinnen und eine Japanerin. Wir kamen trotz des wenigen Platzes sehr gut miteinander aus und ich bin froh zu Beginn im Wohnheim gewesen zu sein, da es das Einleben wirklich einfacher gemacht hat. Für das zweite Semester bin ich in eine Wohnung nahe der Universität gezogen. Das Viertel rund um die Universität ist studentisch geprägt und hat einen eigenen Nachtmarkt sowie viele günstige Restaurants, Kantinen und Cafés.
Taiwan ist ein Schmelztiegel und hat seinen ganz eigenen Charakter. Neben der chinesischen Kultur findet man, gerade im Süden, der Ostküste und auf den kleinen Inseln, die indigenen Kulturen Taiwans und deren Sprachen, welche noch viel gesprochen werden. Der japanische Einfluss ist als koloniales Erbe noch deutlich zu spüren. Auch die alten holländischen und spanischen Einflüsse sind u.a. in der Architektur erkennbar. Diese Vielfalt macht Taiwan nicht nur zu einer interessanten, sondern auch zu einer offenen Gesellschaft. Die Menschen dort sind gegenüber Ausländern sehr aufgeschlossen. Vor allem wenn deutlich wird, dass man echtes Interesse an der Kultur und Sprache hat. So wurde ich zu einer Teeverkostung in Alishan eingeladen, bekam Obst in einem Dorf nahe Hualien geschenkt, oder wurde bei der großen Mazu-Prozession von einer Gruppe von Pilgern mitgenommen, welche mir den Hintergrund des Festes und die Bedeutung der Göttin für Taiwan erklärten.
Nicht unerwähnt bleiben darf die wunderschöne Natur Taiwans. Die Insel ist auch als „Ilha Formosa“ bekannt, die schöne Insel, und wird diesem Namen definitiv gerecht. Ich bin während meines Auslandsjahres viel gereist und habe versucht so viel wie möglich zu sehen. Taichung war dafür als Ausgangspunkt ideal, da es zentral gelegen ist und eine fantastische Verkehrsanbindung hat. Meine Highlights waren der Sonne-Mond-See, an dem ich mehrere Wochenenden verbracht habe, die Naturreservate wie Taroko und Alishan, sowie die kleinen, Taiwan umgebenden Inseln. Ich hatte viele schöne Erlebnisse, doch zwei der besten waren das Schnorcheln mit Schildkröten auf der Insel Xiaoliuqiu und ein dreitägiger Fahrradtrip an der Ostküste von Taitung nach Hualien, bei dem ich zum ersten Mal die ländlichen Gebiete kennenlernte. Doch auch das tägliche Leben wurde nie langweilig. Taichung ist eine sehr lebendige Stadt, die für ihr reiches kulturelles Leben, Nachtmärkte und ihr gutes Wetter bekannt ist.
An dieser Stelle möchte ich dem Förderverein des OAI und allen Spendern danken, die mir mit dem Sonderstipendium dabei geholfen haben das Auslandsjahr möglich zu machen. Die zwei Semester in Taiwan waren eine der besten Erfahrungen meines Lebens und ich kann jedem nur wärmstens empfehlen Taiwan zumindest einmal zu besuchen.